Großbrand in der Kammgarnspinnerei Stahl (04.07.1971)
aus der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum 1976
 
Als die Süßener Wehr am 4. Juli 1971 das neue Tanklöschfahrzeug erhält, ahnt noch niemand, dass der erste Einsatz des TLF 16 gleich einem Brand gelten wird, wie ihn der Kreis Göppingen in diesem Ausmaß seit Kriegsende nicht erlebt hat. Gegen 13:35 Uhr des 16. Juli 1971 bricht das Feuer im Untergeschoss des Färberei- und Spinnereigebäudes der Kammgarnspinnerei Stahl aus und breitet sich blitzschnell aus.
 
Beim Eintreffen der Süßener Wehr unter Leitung von Hans Schäfer ist die Rauchentwicklung bereits so stark, dass sich ein Eindringen in den Keller als unmöglich erweist. Sofort werden die Wehren aus Eislingen, Göppingen und Geislingen, später noch zahlreiche andere, zur Unterstützung herbeigerufen. Selbst mit Atemschutzgeräten ausgerüstete Männer können wegen der starken Hitzeentwicklung und dem für die Scheinwerfer undurchdringlichen Rauch nichts ausrichten.
 
"Das Löschwasser kommt kochend auf uns zurück, wir können dort unten nicht einmal die Hand vor Augen sehen", sagten die Feuerwehrmänner, die vergeblich versuchten in das Untergeschoss einzudringen.
 
Obwohl die ganze Nacht von Freitag auf Samstag etwa 50 Rohre im Einsatz sind, bricht das Feuer am Samstagmorgen, dem 17. Juli 1971, durch die Shedbauten in den Packraum ein. Als sich das Feuer im Laufe des Vormittags noch weiter ausdehnt, werden auch die Freiwilligen Feuerwehren aus Nürtingen und Kirchheim zu Hilfe gerufen. Zeitweise wird der Gedanke erwogen, ein Sprengkommando der Ulmer Pioniere der Bundeswehr kommen zu lassen, um ein Gebäude zu sprengen, damit das Feuer erstickt werden kann.
 
In der Nacht zum Sonntag sind dann 15 Löschfahrzeuge LF 16, sechs Tanklöschfahrzeuge TLF 16, zwei Gerätewagen, zwei Autodrehleitern und vier Kommandowagen im Einsatz. Bis auf einige Glutnester im Untergeschoss, dem Ausgangspunkt des Brandes, ist am Sonntag früh das Feuer gelöscht.
 
Bis zum Samstagnachmittag verhindert die Gluthitze – die Temperaturen betragen bis zu 1.200 Grad – eine erfolgreiche Brandbekämpfung. Erst der Einsatz von Leichtschaumgeneratoren, sogenannten Schaumkanonen, bringt die Brandbekämpfung entscheidend voran. Eine Feuerlöschgerätefirma aus Ladenburg in Baden setzt am Samstagnachmittag drei solcher Generatoren ein, die das Untergeschoss mit weißem Schaum überfluten. Zuvor ist eine Bekämpfung des Brandherdes nur aus einer Entfernung von wenigstens 15 Metern möglich; die Hitze lässt sogar Strahlrohre an den Feuerwehrschläuchen schmelzen.
 
Am Sonntagnachmittag, 48 Stunden nach Ausbruch, kann Kommandant Hans Mündler endlich "Feuer aus" melden.
 
In der ersten Phase des Brandes sind die Feuerwehren Süßen, Eislingen, Göppingen, Geislingen, Ebersbach, Uhingen, die Werkfeuerwehr der Firma Schachenmayr und Spezialkräfte der Stuttgarter Berufsfeuerwehr im Einsatz. Ab Samstagmorgen werden sie durch Kräfte der Feuerwehren Faurndau, Salach, Donzdorf, Kuchen, Gingen, Rechberghausen, Nürtungen und Kirchheim/Teck abgelöst. Über 250 Feuerwehrleute aus 16 Wehren und fast 100 Rot-Kreuz-Helfer werden eingesetzt. 28 Verletzte, darunter 15 Feuerwehrleute, müssen in der Folge ins Krankenhaus. Der entstandene Schaden beläuft sich auf weit mehr als 30 Millionen DM.
 

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